Hallo Zusammen,
ab heute wird es hier eine Rubrik geben. Ich möchte anderen meinen Blog als Stimme leihen. Personen die schlechte Erfahrungen gemacht haben und diese anonym teilen möchten. Es werden keine Namen genannt und es wird sich immer um das Thema Buch drehen. Es kann ums Schreiben gehen, ums Veröffentlichen, ums Bloggen oder was euch auf dem Herzen liegt.
Hast auch du ein Thema, welches du dir gerne VON DER SEELE schreiben möchtest, dann schick mir eine E-Mail an info@meinbuchmeinewelt.de oder melde dich bei mir auf den Social Media Kanälen.
Inspiriert ist das ganze durch „Buchstabenmagie“ die einem solchen Artikel eine Plattform gegeben hat. Ich finde die Aktion toll, denn auch ich möchte mir öfter mal etwas von der Seele schreiben, kann es aber nicht auf meinem Blog machen, da ich Angst vor dem Gegenwind oder auch vor den Beteiligten habe. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar wie ihr die Aktion findet.
Nun geht es los mit dem ersten Beitrag:
Wenn der Traum zum Albtraum wird
Seit ich neulich bei Buchstabenmagie den Gastartikel einer anonymen Autorin entdeckt habe, die von ihrer schlechten Erfahrung mit einem ungenannten Kleinverlag berichtete, wuchs in mir der Wunsch, ebenfalls den Mund aufzumachen.
Ich habe nichts gesagt, aus Angst, etwas Falsches zu sagen, das mir im Nachhinein anders ausgelegt werden könnte, als es gemeint war. Aber ich werde hier selbst anonym bleiben und ebenfalls keine Namen von Verlagen oder Personen nennen. Dieser Artikel ist für mich nicht nur eine Möglichkeit, meinen Kummer vom Albtraum »Verlag« von der Seele zu schreiben, sondern gleichzeitig auch die Chance, mich mitzuteilen und vielleicht etwas mit meinen Worten zu bewirken. Vielleicht fühlt sich jemand angesprochen und eventuell hilft es Debütautoren bei der Suche nach einem Verlag, weil sie sich mehr Gedanken machen.
Ich will hiermit keinesfalls (kleine) Verlage schlechtreden. Ich kenne selbst genug Autoren, die es besser nicht hätten treffen können und die mit ihrem Verlag vollkommen zufrieden sind.
Nach meiner bisherigen Erfahrung würde ich heute ohne zu zögern den Weg ins Self-Publishing wählen, wenn ich könnte. Am liebsten auch schon mit dem Projekt, das während des Verfassens des Artikels noch gar nicht erschienen ist.
Wie alles begann …
Vor gut 2 Jahren war noch alles in Ordnung. Ich liebte das Schreiben und hatte gerade nach einer gefühlten Ewigkeit das kleine Wort »Ende« unter mein Projekt gesetzt. Es ist ein tolles Gefühl, das erste richtige Buch zu beenden. Schon seit ich Jahre zuvor damit begonnen hatte, wünschte ich mir für mein Herzensprojekt nichts mehr, als ein schönes Verlagszuhause zu finden. Damals kam das SP für mich nicht in Frage.
Zu teuer, zu wenig Erfahrung und zu wenig Ahnung von allem. Also ging ich wie viele andere auch auf Verlagssuche. Ich schrieb mein Exposé, sandte es mit Leseprobe bei mehreren Kleinverlagen ein – da rechnete ich mir höhere Chancen aus – und wartete. Bis nach und nach von überall her Absagen eingeflattert waren. Aufgeben wollte ich damals nicht. Heute bin ich oft schon sehr kurz davor gewesen, alles einfach hinzuschmeißen.
Ich nahm mir vor, es zu überarbeiten und mir einen Testleser zu suchen, um es dann erneut zu probieren. Immerhin war es mein erstes langes Werk, mir war bewusst, dass es nicht perfekt war. Aber dann landete doch noch eine Zusage in meinem Postfach. Zum dem Zeitpunkt hätte ich glücklicher nicht sein können. Was hab ich mich gefreut, dass mein Buch endlich unter einem Verlagsnamen erscheinen würde.
Das Warten hat ein Ende
Zwischen dem Unterschreiben des Vertrags und dem Gang ins Lektorat verging viel Zeit. Die anfängliche Euphorie klang ab, aber ich war noch immer froh, wann immer mein Blick auf den Verlagsvertrag fiel, weil ich mein Glück kaum fassen konnte. Und man wartet ja gern, wenn es sich am Ende lohnt. Natürlich war ich trotzdem unglaublich ungeduldig.
Als mein Lektorat zu mir zurückkam, war ich ein bisschen zwiegespalten. Es war so rot. Aber gleichzeitig wusste ich, dass der Lektor gemeinsam mit mir das Beste aus meinem Buch herausholen würde. Zwar glich die Überarbeitung manchmal einer kleinen Tortur, aber am Ende war ich erleichtert und stolz darauf, was aus meinem Projekt geworden ist. Ich mochte es definitiv noch mehr als vorher und finde, ein besseres Lektorat und Korrektorat hätte ich mir nicht wünschen können.
Dann kam das Cover und ich hatte Angst. Würde es mir gefallen? Ich hatte keine genauen Vorstellungen oder spezielle Wünsche und keine Ahnung, was gut aussehen würde, aber am Ende war die Angst unbegründet. Schon der erste Entwurf warf mich um. Kleine Änderungen hier und da und ich hielt mein Traumcover in Händen. Illustrationen für den Innenteil waren schnell organisiert und alles war fertig. Fast alles. Dachte ich zumindest.
Wie mein Albtraum begann
Wenige Wochen vor der Veröffentlichung hieß es von Seiten des Verlags plötzlich, das Cover sei weder für Zielgruppe noch das Buch passend. Meine Antwort auf die Frage, warum ich plötzlich ein neues Cover bekommen sollte. Ich wusste aus ziemlich sicherer Quelle, dass außer meinem Lektor und Korrektor keiner die »neue Version« meines Buches kannte. Wieso sollte das Cover jetzt unpassend sein, wenn es schon abgenickt war und jeder, der mit mir am Buch gearbeitet hatte, es perfekt fand?
Für mich begannen viele Diskussionen und es kamen Dinge ans Licht, die all das nicht gerade leichter machten. Am Ende wollte ich einfach nur noch raus.
Wenn Klappentexte ohne Wissen des Autors geändert, Cover wenige Wochen vor der Veröffentlichung ohne triftige Gründe plötzlich neu in Auftrag gegeben werden und Autoren bei Fragen (öffentlich) blöd von der Seite angemacht werden und die Mitarbeiter bei den Autoren für mehr als nur ein bisschen Verwirrung sorgen und sich nicht an ihre eigenen Deadlines halten, dann ist das nur der Anfang einer Reihe von Dingen, die in einem Verlag nicht so laufen, wie sie laufen könnten oder sollten.
Die Zusammenarbeit wurde unfreundlich und ich fühlte mich als Autorin übergangen. Meine Wünsche wurden nicht berücksichtigt, obwohl anderswo immer betont wurde, wie wichtig die Zufriedenheit der Autoren dem Verlag sei. Davon spürte ich in der letzten Zeit herzlich wenig. Es ging mir immer schlechter, weil mich all der Ärger so kurz vor der Veröffentlichung psychisch ziemlich belastete. Ich konnte und wollte nicht akzeptieren, dass mein Traum gerade zerbrach.
Niemand wünscht sich solchen Stress mit seinem Debütroman. Mit weiteren auch nicht.
Es waren viele kleine Dinge, die sich über Monate hinweg anhäuften. Bei uninformierten Mitarbeitern (Verlegerin mit eingeschlossen) fing es schon an. Mein ohnehin bröckelndes Vertrauen in den Verlag schwand weiter. Aber man ließ mich nicht gehen. Auch nicht auf mehrmaligen Wunsch und nach berechtigten Gründen.
Es gibt noch so viel, das ich an dieser Stelle nicht erzählen kann, weil mir vertraglich die Hände gebunden sind und ich den Verlag im Grunde auch nicht schlechtreden will. Ich habe lange gut mit ihm zusammengearbeitet, aber jetzt wünsche ich mir nichts mehr, als all das hinter mir zu lassen. Seit Wochen gibt es kein anderes Thema, weil mich ständig irgendwo etwas an diesen Albtraum erinnert und mich nicht loslässt.
Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, ein Buch in den Händen zu halten, das ich mittlerweile so hasse. Ein Buch, das sich nicht mehr anfühlt wie mein eigenes, weil andere damit machen, was sie wollen, ohne mich als Autorin zu respektieren. Ein Buch, von dem ich nicht mehr sagen kann: »Ich stehe dahinter. Das ist meins.« Ich bin enttäuscht, weil ich nur wenige Wochen vor Veröffentlichung immer noch nichts in der Hand habe, um mein Buch richtig zu vermarkten. Ständig wird von wirtschaftlichen Entscheidungen gesprochen, aber Marketing im angemessenen Zeitraum vor der Veröffentlichung wird nicht betrieben. Ich habe Angst, dass mein Buch am Ende nicht ankommt und keine Leser findet. Angst davor, dass am Ende all die harte Arbeit umsonst war.
Eine ungewisse Zukunft
Das Schreiben war einst mein liebstes Hobby neben dem Lesen selbst. Egal ob Kurzgeschichten, begonnene Romane, Fanfictions und was es sonst noch alles gibt. Ich habe das Schreiben geliebt. All das, was ich in der letzten Zeit erlebt habe, hat mir die Freude daran genommen. Ich weiß, dass ich in erster Linie für mich und nicht für andere schreiben sollte, aber es ist schwer, an sich zu glauben, wenn andere diese Leidenschaft mit Füßen treten.
Mein letztes Mal am Laptop sitzen und schreiben ist schon lange her und mir fehlt etwas, wenn ich an all die Geschichten in meinem Kopf denke. Was genau es ist, kann ich nicht sagen. Ich hoffe nur, dass ich es eines Tages wiederfinden werde. Bis dahin hat der Verlag wohl geschafft, was nicht viele können: Mir die Freude am Schreiben zu nehmen.
Und obwohl ich weiß, dass mich das nicht dabei beeinflussen sollte, dass eine schlechte Erfahrung mich nicht daran hindern darf, meine Träume zu verfolgen, bin ich machtlos dagegen. Ich hoffe nur, dass es nach der Veröffentlichung bald aufhört und ich irgendwann guten Gewissens zurückblicke und mir denke, jeder macht mal Fehler, aber daraus lernt man.
Hey Tina,
ich finde es super, dass du Personen, die solche schlechten Erfahrungen gemacht haben hier bei dir auf dem Blog eine Plattform gibst. Den Beitrag von Buchstabenmagie fand ich echt krass. Noch schlimmer finde ich, dass solche Fälle anscheinen keine Einzelfälle sind. In solchen Momenten wünsche ich mir als Blogger dann schon zu wissen um welches Buch es sich handelt, damit man den Autor der beim Verlag so viel Pech hatte, wenigstens mit Rezensionen oder ähnlichem unterstützen kann.
Liebe Grüße,
Shani
Hallo Tina,
ich bin bei Twitter über deinen Blogpost gestolpert und irgendwie wusste ich: das musst du lesen. Jetzt weiß ich auch warum. Es ist großartig, dass du diesem Artikel eine Plattform gegeben hast!
Und der Verfasserin möchte ich gerne sagen:
Ich kann dich so gut verstehen, denn mit meinem Debutroman ist es mir ähnlich ergangen. Meine Geschichte verlief ein wenig anders (es war sogar eine damals recht erfolgreiche Literaturagentur beteiligt), aber im Endeffekt ist mir dasselbe passiert wie dir: ich hatte mein Buch und damit alle Rechte und Mittel aus den Händen gegeben und fühlte ich machtlos ausgeliefert, weil damit Dinge passiert sind, die mir nicht gefallen haben.
Ich hab einen ganz dicken Kloß im Hals, wenn ich deine Geschichte lese und ich möchte dir Mut machen und sagen: Hör NIEMALS mit dem Schreiben auf. Stelle die ganze Welt in Frage, aber niemals das Schreiben.
Ich habe damals auch aufgehört. Ich habe meine Zeit in andere Arbeit gesteckt, viele, viele Jahre lang. Bis ich depressiv geworden bin. Ich hab erst gar nicht verstanden, was los war, und sehr lange gebraucht, um die Zusammenhänge für mich klar zu bekommen. Ich fühlte mich nicht nur wie ein Versager, abgezockt und abgelehnt von aller Welt, denn natürlich ist mein geliebtes Buch irgendwo verpufft, anstatt ausgiebig gelesen zu werden.
Es gibt nur einen Weg, um darüber hinwegzukommen. Und das ist, den Schmerz zuzulassen und das Projekt dann loszulassen. Das braucht Zeit und das tut verdammt weh. Aber wir sind Künstler, wir sind sensibel, es ist okay, wenn es wehtut. Wir brauchen diese Gefühle zum schreiben. Akzeptiere die Trauerphase. Und dann schreib SOFORT weiter. Verschwende nicht deine Jahre so wie ich, denn es wird dir irgendwann um jedes Buch leidtun, dass du nicht geschrieben hast.
In dir drin sind noch mehr Geschichten, auch wenn du jetzt noch sehr an dieser einen hängst. Gib ihnen die Chance, die sie verdienen. Und dann lass dir von deinen schlechten Erfahrungen den Weg weisen, um in die richtige Richtung zu gehen. Wir haben heutzutage als Self-Publisher alle Möglichkeiten, wir können die Rechte an unserem geistigen Eigentum selbst behalten und es vermarkten wie wir selbst es möchten. Wir müssen dafür nur hoch erhobenen Hauptes einen Schritt vor den anderen setzen. Und es gibt da draußen auch seriöse Verlage und gute Literaturagenten, wenn wir Hilfe annehmen möchten.
Um über meine Blockaden hinwegzukommen (ich habe mir irgendwann gar nichts mehr zugetraut), habe ich z.B. angefangen, mein Herzensprojekt online zu veröffentlichen, ohne im Moment an Einnahmen zu denken. Das ist für mich eine wunderbare Therapie, um wieder Vertrauen zu mir und meinem Schreiben zu gewinnen. Ich veröffentliche jedes Wochenende ein neues Kapitel bei Wattpad und freue mich über jeden Kommentar, den ich erhalte, weil sie mir zeigen, dass ich noch am (kreativen) Leben bin. und vielleicht doch nicht ganz so schlecht wie ich dachte.
Gewinne wieder Vertrauen in deine Fähigkeiten, indem du schreibst. Geh mit deinen Texten raus, verstecke dich jetzt nicht! Wenn man vom Pferd fällt, steigt man sofort wieder auf, um nicht traumatisiert zu bleiben. Steig wieder auf und zeig dem Käseverlag, dass du auch alleine zurechtkommst. Seit wütend, sei traurig und dann finde deinen Fokus und schreib (Stell dir z.B. die Frage: Warum schreibe ich? Muss ich schreiben? Könnte ich auch ohne? Was sind meine Erwartungen an Erfolg? usw.) . Denn wenn du so unter dieser Erfahrung leidest, dann bist du wirklich zum Schreiben gemacht!
Ich finde es wichtig und mutig, Erfahrungen dieser Art zu teilen, damit andere gewarnt werden. Wenn wir die Unterschrift unter einen Verlagsvertrag gesetzt haben, sind unsere Rechte FÜR IMMER weg. Das ist ein Schritt den man gut überlegen muss. Ich war damals leichtfertig und ich würde es nach heutigem Wissen nicht mehr tun. Wir brauchen dringend Berichte wie deinen!
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute, viele Geschichten und viele Veröffentlichungen, die gut für dich sind!
Liebe Tina,
auch ich finde es mutig und gut, dass du einer Autorin hier ein Sprachrohr bietest (oder ein Schreibrohr?).
Gleichzeitig bekomme ich aber auch mit, dass viele kleine Verleger aufgrund einiger sehr verallgemeinernder Aussagen momentan recht aufgebracht sind.
Und es ist wahr: Auch wenn die Autorin grundsätzlich von ihrer Einzelerfahrung berichtet (bzw. berichten will), klingen manche Aussagen sehr verallgemeinernd und lassen den Tenor mitschwingen, ALLE Verlage seien grundsätzlich Unterdrücker, Ausbeuter und Missachter der Menschenrechte.
Insofern würde ich an deiner Stelle
– entweder darauf achten, wie radikal sich Gast-Autor(inn)en bei dir ausdrücken und ggf. lektorierend eingreifen,
– mindestens aber ganz, ganz klar (also wirklich GANZ klar) herausstellen, dass dies kein Artikel von dir, sondern von einem Gast ist.
So etwas wird nämlich schnell überlesen …
Ich hoffe, die Wogen glätten sich bald wieder …
Liebe Grüße
Frank