Hallo ihr Lieben,
immer wieder wirft Kim Kestner uns neue Andeutungen und Fragen zu ihrem neuen Buch bei Facebook in den Raum. Das soll natürlich neugierig machen und das finde ich macht sie schon ganz gut.
Ich bin neugierig und habe ihr einfach mal ein paar fragen gestellt zu ihrem neuen Projekt und sie hat sie mir beantwortet *juhu*
Natürlich teile ich meine Ergebnisse mit euch. Und ich hoffe ihr seit genauso gespannt drauf was Kim Kestner so neues auf die Beine stellt.
Und los gehts:
Ich war nervös. Mit jeder verstrichenen Minute schien sich mein Herzschlag zu erhöhen, im Saal wurde es heißer, stickiger und das Gemurmel stieg bald zu ungeduldigen Rufen an. Kurz vor fünf beschloss ich, mich durch die Menge zu kämpfen, ich wollte an den seitlichen Bühnenrand gelangen. Es war einfach viel, viel zu voll und ich bekam sogar in einer Autowaschanlage Platzangst. Na ja, nicht wirklich Platzangst, ich mochte es nicht, eingesperrt zu sein. Außerdem hatte ich einige übereinandergestapelte Tische entdeckt, hinter denen ich mich verstecken konnte, um zu sehen, ohne gesehen zu werden, wie ich glaubte.
Schließlich hatte ich einen Platz in der ersten Reihe. Ich drückte mich an die Wand und atmete tief durch. Plötzlich war er wieder da. Der Geruch von Zimt und Orangenschalen, der den Schweiß der Umstehenden überlagerte. Alle Augen waren in diesem Moment auf die Bühne gerichtet. Juspinn stand urplötzlich da, mystisch, magisch und wieder in Schwarz gekleidet, die Hände vor der Brust verschränkt, und ließ den Blick schweifen. Eine Weile blieb er an mir hängen. Ich duckte mich, was er mit einem spöttischen Lachen quittierte. „Du entkommst mir nicht”, schien mir der Blick zu sagen.
Ich reckte trotzig das Kinn. Sollte er erst mal beweisen, dass er mehr konnte, als umwerfend auszusehen. Die Bühne war nämlich leer. Bis auf ihn natürlich. Keine mit edlem Samt bedeckten Tische, mit Strass besetzten Zaubertruhen oder ähnlicher Schnickschnack standen um ihn herum, wie ich es mir in meiner albernen Fantasie ausgemalt hatte.
Erwartungsvolle Stille breitete sich aus, Juspinn aber stand einfach nur da und taxierte uns. Er wollte die Menge ohne Zweifel provozieren. Was ihm gelang. Ich sah Mr. Handson nervös in seine Faust hüsteln, irgendjemand applaudierte, wohl in der Hoffnung, es würde Juspinn anstacheln, zu beginnen, und einige helle Stimmen riefen seinen Namen. Er aber brachte das Publikum um den Verstand, indem er nichts tat. Und dieses Nichts war sehr wirkungsvoll.
Eine auffallend dünne Frau neben mir fasste mich am Arm, hauchte: „Mein Gott! Ich falle gleich in Ohnmacht, so gut sieht er aus!“
Fein. Es ging also nicht nur mir so. Ich schenkte ihr trotzdem einen zweiten Blick, aus Sorge, sie könnte tatsächlich in Ohnmacht fallen, allerdings wirkte sie, als würde sie alles, sogar der Countdown ihrer Mikrowelle, kribbelig machen. Kein Anlass zur Sorge also.
Verstohlen betrachtete ich die anderen Frauen. Ihre Gesichter waren entweder ehrfurchtsvoll blass oder aufgeregt rot oder etwas dazwischen: weiß mit roten Flecken. Ich befühlte meine Wangen. Anscheinend gehörte ich zu der roten, aufgeregten Seite.
Nach einer unendlichen Weile trat Juspinn einen Schritt vor. Augenblicklich war es still und er hob die Stimme. Sie war ruhig und klar und allem voran selbstsicher. “Meine Herrschaften – und meine Damen. Auch unser Gast aus Japan, Ihnen ebenso ein herzliches Willkommen.“ Die letzten Worte waren an einen asiatischen Mann gerichtet, der ein Handy an einem Teleskopstab hochhielt, um Juspinn über die Köpfe der anderen hinweg zu filmen. Juspinn wiederholte seine Worte zu meinem Erstaunen in seiner Sprache. „Nakanishi san, nihon kara okoshi no minasama watakushi domo no butai ni youkoso irasshaimashita.”
Der Herr antwortete offensichtlich mit einer Floskel, die wie Doumo, doumoklang, und verbeugte sich knapp. Juspinn tat es ihm gleich. Ich überlegte, ob er Auftritte in Japan gehabt hatte, oder warum er anscheinend beachtlich gut Japanisch sprach.
In der ersten Reihe, auf der anderen Seite des Saales, saß eine Frau mit rot gefärbten Haaren, die als nächstes seine Aufmerksamkeit genoss. „Je suis heureux de vous accueillir, madame“, sagte er freundlich. Was auch immer es hieß.
Die Frau machte sich gerade. „Je suis très heureuse d’être ici …“, gab sie zurück, worauf Juspinn die Brauen hochzog.
“N’êtes-vous pas d’ici, vous êtes origine de …? “
“Lyon.“ Sie sagte es wie eine Liebeserklärung, jedoch meinte ich, es wäre eine Stadt oder doch ein Käse gewesen?
„Oh, Si j’ai bien compris, une ville magnifique avec la meilleure nourriture du monde“, erwiderte Juspinn. Ich ärgerte mich, nie französisch gelernt zu haben, und umso mehr bewunderte ich Juspinn dafür. Er schien weitaus mehr als Frankreichs Rotwein zu kennen. Dabei war ich diejenige mit dem französischen Familienhintergrund. Oder hatte auch er einen?
“Ich habe den Auftrag, Sie heute zu unterhalten“, fuhr er in unserer Sprache fort, „doch das ist es nicht, was ich tun werde. Stattdessen werde ich Sie herausfordern!“ Seine Augen blitzten auf. Wie es aussah, gefiel ihm der Gedanke. „Ich will, dass Sie sich bei allem, was Sie sehen, die Frage stellen …” Schneller als ich es erfassen konnte, war er plötzlich von der Bühne verschwunden. Einfach so. Gleich darauf hörte ich seine Stimme vom hinteren Ende des Saales. “… was ist Realität und was Illusion?”
Die Menge wandte sich ihm überrascht zu, lautes Raunen übertönte fast seine Stimme, die gleich darauf wieder von der Bühne kam, als wäre er nie fortgewesen.
“Was ist demnach wahrhaftig, was Show? Betrachten Sie es als Prüfung Ihrer Sinne!“ Juspinn löste die verschränkten Arme. „Reverend Dupont! Greifen Sie in Ihre linke Hosentasche.”
Dad war hier? Mein Blick schweifte suchend über die Köpfe. Ich fand ihn an einem Tisch, nahe der Bühne sitzend. Er lachte verunsichert, zeigte auf sich und griff dann in die besagte Tasche. Seine Züge veränderten sich schlagartig. Mit offensichtlichem Erstaunen zog er eine überladen wirkende goldene Halskette heraus und hielt sie hoch.
“Meine Kette!”, schrie ein paar Tische weiter ein weiblicher Gast. Es war Maggie! “Reverend! Ich muss doch wohl sehr bitten!”, empörte sie sich mit gespieltem Ernst.
Die Menge lachte. Bevor Dad ein Wort sagen konnte, stichelte Juspinn: “Reverend, Sie scheinen es mit den Zehn Geboten nicht wirklich ernst zu nehmen. Oder sind Gottes Wege auch hier unergründlich?”
Ich erlebte Dad das erste Mal sprachlos. Rot bis zu den Ohren stand er auf und reichte Maggie die Kette über die angrenzenden Tische zurück, während tosender Applaus aufbrauste, viel zu laut in meinen Ohren. Armer Dad, so bloßgestellt zu werden.
Juspinn wartete das Ende des Applauses ab, hielt darüber hinaus noch kurz inne und fuhr dann fort: “Das war nur ein Streich, den ich Ihren Sinnen spielte. Oder war es die Wirklichkeit?“ Er lächelte. „Wie ich das gemacht habe, wollen Sie wissen? Wie ich Ihre Wahrnehmung beeinflusst habe? Wie –”, Juspinn stockte, „ich –”, beim diesem Wort war er am anderen Bühnenrand, direkt neben mir, erschrocken zog ich die Luft ein, „Sie jetzt -“, rief er vom hinteren Ende des Saals, „in diesem Moment -“, kam es aus der Mitte, wo er breitbeinig, die Arme wieder verschränkt, auf einem der Tische stand, „beeinflusse?”, rief er wieder von der Bühne.
Aufgeregtes Getuschel erhob sich. Alle Blicke, auch meiner, hafteten an ihm. Wie machte er das?
“Oder bin ich doch hier?”
Erneut kam die Stimme von hinten und dann wieder von vorn. Unsere Köpfe flogen hin und her, wie bei einem Tennismatch.
„Das kann doch nicht sein“, murmelte ich.
Juspinn blickte mich unverwandt an. „Und doch ist es so“, sagte er laut.
Kurz dachte ich, er antwortete mir, aber sein Blick umfasste nun wieder das ganze Publikum. Mir fiel auf, wie gebannt und andächtig es zurückblickte. Und auch ich konnte mich seiner Überpräsenz nicht entziehen. So wie er dastand. Groß in seiner Art, wie er die Zuschauer im Griff zu haben schien, mächtig, und ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte, auf eben diese machtvolle Art furchteinflößend.
“Wenn Sie also glauben, Ihren Augen trauen zu können, dann haben Sie die Welt nie hinterfragt“, resümierte er. “Wer aber könnte die Welt besser hinterfragen als die Tochter des Reverends?“
Was? Mir blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Juspinns Mundwinkel zuckte, jedoch sah er mich nicht an. Ich hoffte inständig, es möge so bleiben, und versuchte dabei in die Wand hineinzukriechen.
Und hier hat Kim Kestner mit noch ein Bild mitgegeben für euch. Es steht in direktem Zusammenhang mit dem Buch ist aber nicht Ying und Yang. Habt ihr ne Idee was es sein könnte?
Heyho,
ist das nicht der verbotene Apfel und die Schlange…hmm…was uns da wohl alles erwartet. Es klingt auf alle Fälle interessant und ich bin sehr gespannt auf den scheinbar perfekten Namen des Buches. ;o)
Es macht neugierig….
Liebe Grüße,
Ruby
Es ist wirklich richtig toll. Ein Buch auf das wir uns sehr freuen können mit viel liebe zum Detail.
Hoffe wir müssen nicht mehr all zu lange Warten
Lieben Gruß
Tina
UIh, das klingt richtig, richtig gut & ich freue mich so, wieder was von Kim lesen zu können. Irgendwann.
LG, Mary <3
http://marys-buecherwelten.blogspot.de